Die Nacht wurde empfindlich kühl. Man merkt, dass man in den Bergen ist… Der Tag war strahlend blau. Wieder konnte ich mit offener Türe frühstücken! Um rechtzeitig im Polsterberg einzutreffen, bin ich relativ früh aufgebrochen, aber nicht, ohne in Zschopau im Schloss die Motorrad-Ausstellung zu besichtigen. Im frisch restaurierten Schloss, waren um die 20 DKW und fast ebensoviele MZ ausgestellt. Zschopau war die Heimat der DKW-Motorräder und nach der Demontage der Werke 1945 dann auch wieder der MZ.
Vorkriegs-DKW’sMZ – von den 50ern in die 70erDie gelbe MZ aus dem Neckermann-Katalog2Takt-Boxer-MZ mit Kardanantrieb – zu teuer!
Auch das Modell, das ich seinerzeit im Neckermann-Katalog angeboten fand (ca. 1974), war hier ausgestellt…
Dann bin ich allerdings auf Schnellstraßen und Autobahnen zunächst an Chemnitz vorbei, um dann Richtung Leipzig zu fahren. Von dort ging es weiter auf der Autobahn, an Merseburg vorbei Richtung Northeim. Kommt man von dieser Seite auf den Harz zu, erhebt sich das Mittelgebirge wie ein gewaltiger Klotz und ist sehr gut auszumachen. Wie übrigens auch der Kyffhäuser zur Linken! Zwei Abfahrten vor Northeim bin ich dann bereits abgebogen, um diesen mir noch unbekannten Teil des Südharzes zu durchqueren. Auf diese Weise, habe ich für mich Stolberg entdeckt: Eine mittelalterliche Stadt, mitten im Wald!
Einfahrt nach Stolberg
Bestehend ausschließlich aus Fachwerkhäusern, beherrscht durch eine Residenz. Wie in anderen Harzer Städtchen ein gutes Zeichen dafür, wie einst der Bergbau eine Gegend reich gemacht hat. Eine sicherlich einst bedeutende Stadt! Es mutet sonderbar an, heute ein solches Kleinod fern aller Industrie zu finden… Sicherlich eine Herausforderung, all den (sicherlich denkmalgeschützten) Bestand an alten Häusern zu erhalten und zu pflegen. Dem Tourismus kommt dabei herausragende Bedeutung zu..
Mitten in Stolberg passiert man den Saigerturm.
Stolberg – der Saigerturm
Da ich grob Richtung Nordwest weitermusste, nahm ich die linke Abzweigung im Ort. Die Staße kam mir zwar recht klein vor, aber das war ich ja gewöhnt. Hinter dem Ort kam ich in den Wald. Der Weg war wie ein Forstweg,
Der Forstweg – zunächst gut befahrbar
und – plötzlich war es einer! Ich hatte zu entscheiden: Wenden auf einem engen Weg, oder hoffen, dass aus dem Forstweg (Befahren nur für forstwirtschaftliche Fahrzeuge) irgendwann wieder eine Straße wird… Ich entschied mich für letzteres, da ich auf meinem Navi in der höchsten Zoomstufe erkennen konnte, dass aus dem Weg irgendwann wieder eine Straße werden würde.. Dem Förster würde ich halt erklären müssen, warum ich im Wald war…
Zunächst war der Weg auch gut befahrbar, wurde dann aber immer unwegbarer, ausgefahrener und teilweise schlammig. Nun ist der LT sicherlich kein geländegängiges Fahrzeug, Ich musste also fehlende Geländegängigkeit teilweise mit Schwung ausgleichen. Meine Hoffnung, dass ein Weg, der ‚alte Heerstraße‘ hieß, doch besser sein müsse, erfüllte sich leider nicht, im Gegenteil! Mein Navi zeigte mir jedoch grob die Richtung, wenn sich mal die Wanderwege (das waren sie) teilten… Immerhn passierte ich die Stelle, an der die drei Länder Preußen, Anhalt und Braunschweig einst zusammenstießen.
Am ‚Dreiländereck‘
Kurz danach war dann endlich auch wieder ‚legale‘ Fahrstraße Richtung Breitenstein. Hier konnte ich dann auch überprüfen, ob die Anbauten des VW unter dem Chassis: Der Dieseltank, die Wassertanks und der Gastank in Mitleidenschaft gezogen waren bei der Geländefahrt. Es war jedoch alles heile!
Hier ein Ausschnitt meiner ‚Caravan-Wanderung‘:
Die weitere Fahrt, am Brocken vorbei bis nach Polsterberg, war
Endlich wieder normale Straße – im Hintergrund der Brocken
Heute bei schönstem Sonnenschein mit offenen Rücktüren gefrühstückt. Dann ging es über Nebenstraßen Richtung Pilsen.
Störche. Eine Runde durch Karlsbad gefahren: Die Durchfahrt durch die Innenstadt ist beschränkt: Da ich des tschechischen nicht mächtig war, um die Beschränkungen zu verstehen, bin ich außen herum gefahren. Nördlich Karlsbads wird es schon ganz schön ländlich, und auch etwas ärmlich. In Ostrovhabe ich dann nochmals den günstigen tschechischen Diesel getankt, bevor es dann über die Grenze nach Deutschland ging. Direkt nach passieren von Oberwiesental ging gerade die Fichtelgebirgsbahn. Es hatte etwas von Märklin…
Da es schon nach 18 Uhr war, beschloß ich, in der Nähe von Annaberg einen Campingplatz zu suchen. Bei Geyer habe ich dann am See einen schönen gefunden. Dies wird wohl die letzte Nacht im LT auf dieser Tour.
Morgens die Strecke zurück gefahren bis nach Kobariski. Dort ist ein zentrales Museum über die Isonzo-Schlachten des ersten Weltkriegs. Italiens Versuch, das k.u.k Österreich zu besiegen, und ggf. bis nach Budapest und Wien vorzudringen. Hat nicht ganz geklappt. Aber zehntausenden junger Italienern und Österreichern/Ungarn/Slowenen den Tod gebracht, sehr häufig Verrecken unter unmenschlichsten Bedingungen. Die Isonzo (heute Soca) trennt 2 Bergketten in den Karawanken Richtung Mittelmeer.
Anschließend vor der Isonzo-Brücke in einem Stau. Hier schreibe ich diese Zeilen. Das bringt natürlich meinen Zeitplan etwas durcheinander. Da aber der LT zuverlässig läuft (und auch die Bremsen normal funktionieren), sollte das kein Problem sein. Der Unfall scheint größer zu sein. Der Verkehr wird umgeleitet auf eine einspurige Straße auf der anderen Seite der Soca. Um ca. 14.00 Uhr passiere ich den Campingplatz von Soca erneut, wo ich die Nacht verbracht hatte. Bald wird die Straße steiler, die Serpentinen enger. Linkskurven gehen noch einigermaßen, weil sie im 2. Gang im richtigen Drehzahlbereich des LT als Außenkurven passiert werden können. Rechtskurven, bei denen auf der Innenseite gefahren wird, erfordern häufig das Zurückschalten in den ersten Gang. Bei sportlicherer Fahrweise – um nicht schalten zu müssen – dreht auch gerne das kurveninnere Hinterrad durch… Belohnt werde ich mit einer wunderschönen Gebirgslandschaft! Hier oben (Trenta) ist sicher ein schöner Ausgangspunkt für Wanderungen… Bergabwärts versuche ich, überwiegend mit der Motorbremse auszukommen, um ein weiteres Überhitzen der Bremsen zu vermeiden. Dabei entdecke ich auch einen kleinen Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg… In Kranjska Gora wird getankt:: 13,9l/100km hat sich der LT im Gebirge gegönnt… Ich entscheide, über den Loiblpass ins österreichische zu fahren, und dort einen Campingplatz zu suchen. Das fahre ich zunächst Richtung Ljubeljana, um in Zirovnika links abzubiegen und über die Nebenstraße (die einspurigen reizen mich…) durch richtige Dörfer, nix verkehrsberuhigt, zwischen den Hausdächern zu kurven… Nur Hühner sind mir noch nicht vor die Räder gekommen… In Trzic erreiche ich die Bundesstraße, die in die Passstraße übergeht. Kurz vor dem Loibachtunnel auf der rechten Seite auf einmal ein Denkmal: Außenstelle KZ Mauthausen: Hier haben die KZ-Insassen am Tunnel geschuftet. Auf der österreichischen Seite gab es wohl ein entsprechendes Lager…
In österreich die erste Grenzkontrolle auf meiner Fahrt… Kurz danach, die ersten, dicken Tropfen: ein Unwetter kündigt sich an. Es begleitet mich den ganzen, restlichen Weg zum Campingplatz am Pirkdofer See, inklusive Umleitung durch die Polizei wegen abgerutschten Hanges, Blitzschlag im nachbarlichen Wald und gesperrter Ortsdurchfahrung wegen Feierabendfestes…
Die Nacht mit geöffneten Hecktüren geschlafen, das halbe Firmament im Auge. Gegen morgen wurde es doch zu kalt, da stand aber schon Orion prächtig am Himmel…
Heute sollte es in die Karawanken gehen, über Nebenstraßen. Die Route führte durchs Friaul, eine schon richtig italienische Landschaft. Viele der Orte sahen auch längst nicht mehr so wohlhabend aus, wie in Südtirol oder den Dolomiten der Marmolata.
Vom Valle di Cadore ging es zunächst bis Vigo di Cadore, und dann nach echts über Ampezzo Richtung Tolmezzo. Die Straßen folgen hier den Fluß- und Gebirgsbachläufen. Auffallend, wie breit die Bach- und Flußbetten sind: teilweise mehrere 100m! Aktuell waren aber lediglich kleinere Bäche bis kleinste Flüsse zu sehen… Da ich Nebenstrecken fahren wollte, ging es in Resiutta rechts ab Richtung Slovenien. Nicht für Wohnwagengespanne geeignet, maximale Breite 2,20m. Zunächst fokgte die Straße wieder dem Fluß Resia. Da Sonnatg war, sind alle schönen Fluß-Abschnitte mit Badenden besetzt gewesen. Ab Lischiazze wurde die Straße abenteuerlich: Einspurig, und durch die Bank weg so steil, dass ein Wieder-Anfahren nach Anhalten praktisch nicht möglich war, da der LT erst Motorleistung im Drehzahlbereich ab ca. 1900 U/min hervorbringt, wenn der Turbolader auf Drehzahl ist. Die Passstraße war aber sehr dünn befahren, sodaß ich ohne nennenswerte Probleme den Berg hinaufkam. Ricchtung Uccea ist die Straße zwar flacher im Gefälle, aber noch schmaler: Also vor jeder Kurve hupen! In Italien hat der Bergfahrende Vorfahrt, also bei den 3 oder 4 Begegnungen immer zurücksetzen in die nächste Haltebucht, die ich mir aber alle eingeprägt hatte…
Und plötzlich bin ich nach überqeren einer kleinen Brücke in Slovenien! Mein Ziel für heute war der Campingplatz von Soca, benannt nach dem kleinen Fluss Soca. Kajakfahrer zu Tausenden! Der Fluss hieß früher Isonzo. Da dämmerte es mir: Hauptkriegsschauplatz zwischen Österreich und Italien im ersten Weltkrieg. Biegt man ab Richtung Fluß, liegt rechter Hand auch ein großer Friedhof aus dieser Zeit…
Der Campingplatz akzeptiert mich für eine Nacht, obwohl Hauptsaison ist… Direkt am Flüsschen baue ich mein Wohnmobil auf, zu einer guten Zeit: 15.00 Uhr… Der Rest des Tages: Lesen, Füße in die Soca, entspannen…
Abschied vom Schnalstal. Ein wunderschöner, blauer Himmel. Bis Meran war der Verkehr sehr zäh. Die Autobahn nach Bozen war dann frei. Dort habe ich ursprünglich eine Entsorgungsstation für das Wohnmobil gesucht. Die habe ich aber nicht auf Anhieb gefunden. Ich habe dann entschieden, doch direkt doch direkt Richtung Dolomiten weiterzufahren. Zunächst Richtung
Vor Kastelruth
Kastelruth, und dann weiter Richtung St. Ulrich.
Wolkenstein
Die Strecke ist wunderschön! Leider wissen das auch viele Andere, wie die sehr vollen Orte unterwegs beweisen… Die Strecke war jedoch durchgehend gut befahrbar, praktisch keine Staus.
In Plan ging es dann links zum Grödner Joch. Was für eine reizvolle Gegend!
Von dort ging es dann über Corvara nach Arabba und dann weiter Richtung Andraz. Cortina ließ ich ‚links liegen‘ und fuhr über Colle Pian Richtung Villa. Dort hatte ich das erste Mal Probleme mit dem Auto:: Das Bremspedal liess sich fast ganz durchtreten, die Bremswirkung war mehr als mager, und das in den Bergen…
Ich bin den Pass nach Villa relativ sportlich heruntergefahren. Um die weitere Strecke zu verifizieren, habe ich dann ca. 5 Minuten angehalten. Bis dahin war alles normal. Direkt nach dem Wieder-Anfahren merkte ich, dass das Pedal total weich war, sich praktisch bis zum Anschlag durchtreten ließ und die Bremswirkung marginal war. Ich habe den LT mittels der restlichen Bremswirkung und der Handbremse zum Stehen gebracht. Ursprünglich dachte ich an eine Undichtigkeit. Doch unter dem Wagen war nichts festzustellen, und auch der Bremsflüssigkeitsbehälter war noch normal gefüllt. Nach ca. einer Viertelstunde ließ sich durch ‚Pumpen‘ mit dem Pedal wieder Druck herstellen. Ich bin dann sehr vorsichtig weitergefahren, nach weiteren 20 Minuten war das Bremspedal und das Bremsverhalten wieder völlig normal. Meine Vermutung ist nun, dass vielleicht durch das Anhalten in Verbindung mit heißen Bremsen Dampf im System entstanden ist, dass also vielleicht die Bremsflüssigkeit Wasser gezogen hatte. Ich werde die Bremsflüssigkeit nach dem Urlaub auf jeden Fall wechseln lassen, werde die Urlaubstour aber jetzt dennoch fortsetzen…
Eine Stufe vorsichtiger bergauf, 2 Stufen vorsichtiger Bergab, stets mit Motorbremse, ging es dann weiter über den Paso Cibiana nach Valle di Cadore (dort sollen die Speiseeis-Hersteller herkommen…) auf den örtlichen Caravan-Stellplatz. Hier konnte ich unkompliziert Wasser aufnehmen (und loswerden). Ein schöner Sonnenuntergang und frühe Müdigkeit rundeten den Abend ab…